- Was zeichnet eine ideale Kampfkunst aus?
- Was ist Wing Tsun?
- Chi – Sao?
- Braucht man für Selbstverteidigung viel Kraft?
- Ist Wing Tsun für Frauen geeignet?
- Gibt es im Wing Tsun auch sanfte Mittel?
- Das Konzept?
- Zum Abschluss?
1.Was zeichnet eine ideale Kampfkunst aus?
Die Effektivität der Selbstverteidigung, die Abwehr des Gegners in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Einsatz an Mitteln. Reflexe sorgen dafür, dass wir in manchen Situationen richtig reagieren, so z. B. beim Autofahren, wo wir im Reflex eine Vollbremsung machen, wenn plötzlich ein kleines Kind auf die Straße läuft – ohne es je in dieser Form gelernt zu haben. Es ist nun leicht vorstellbar, dass Techniken einer Kampfkunst, die auf solchen Reflexen basieren, eine effektive Selbstverteidigung ermöglichen. Besonders bei Reflexen, die durch Berührung ausgelöst werden. Durch Training werden einige wenige Techniken zu Reaktionsmustern, die jederzeit abrufbar sind, eine Art Reflex. Viele verschiedene Techniken würden einen Entscheidungsprozess und somit Zeit erfordern, die in kritischen Situationen nicht zur Verfügung steht. Eine effektive Selbstverteidigung sollte auch keine artistische Gelenkigkeit voraussetzen. Kein Angreifer ist so freundlich zu warten, bis man ungeeignete Kleidungsstücke abgelegt und ein kleines Aufwärmtraining absolviert hat.
- Was ist Wing Tsun?
Wing Tsun ist eine waffenlose, effektive Selbstverteidigung. Im Rahmen des Wing Tsun wird das systematische Reflex- und Gefühlstraining „Chi – Sao“ erlernt, das automatische Reaktionen auf Berührungsreize auslöst, die die schnellsten der für den Zweikampf nutzbaren menschlichen Reflexe sind. Mit Wing Tsun kann man sich daher jederzeit einem Gegner zur Wehr setzen.
- Chi – Sao
Chi – Sao bedeutet „klebende Hände“. Es handelt sich hierbei um eine Trainingsform, bei der das Reagieren auf Berührungsreize geübt wird. Der Vorteil dieses durch den Tastsinn gesteuerten, reflektorischen Handelns ist die enorme Schnelligkeit, die Funktionssicherheit und das geringere altersbedingte Nachlassen derselben. Das „Gefühlstraining“ zum Erlernen der am besten geeigneten, reflexartigen Antworten auf jeden Angriff zählt zu den herausragenden Charakteristiken des Wing Tsun.
- Braucht man für Selbstverteidigung viel Kraft?
Kraft zu haben, schadet nicht. Aber durch das Erlernen von Techniken und das Antrainieren von Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit kann fehlende Kraft ersetzt werden. Durch das Techniktraining wird darüber hinaus eine funktionelle Kraft aufgebaut.
- Ist Wing Tsun für Frauen geeignet?
Selbstverständlich ist Wing Tsun auch für Frauen geeignet. Mehr denn je ist es erforderlich, dass Frauen sich selbst verteidigen können. Das Wissen, dass „Frau“ dazu in der Lage ist, ebnet den Weg für die körperliche Entwicklung, die Selbstsicherheit und den Willen, nichts passieren zu lassen, was „Frau“ nicht auch selbst will. Die Charakteristiken des Wing Tsun und regelmäßiges Training können dazu beitragen, dass es nur bei einem Versuch des Täters bleibt.
- Gibt es im Wing Tsun auch sanfte Mittel?
Ja, indem man den Gegner durch die Härte seines Angriffs die Abwehr, die durch die gefühlsmäßig antrainierten Reflexe gesteuert wird, überlässt. Somit ist die Abwehr im Wing Tsun „automatisch“ dem Angriff angemessen. Es gehört zur Prüfung des höchsten Schülergrades, eine Person unter Vermeidung von Verletzungen von ihrem Vorhaben abzubringen.
- Das Konzept
Nach unserer Erfahrung ist für eine erfolgreiche und effektive Selbstverteidigung ein geschlossenes Trainingskonzept erforderlich. Dazu gehört, auf den Schüler und seine Fähigkeiten einzugehen und sie zu fördern. Wing Tsun basiert auf dem Wissen alter Meister, die gefährliche Kämpfe mit Hilfe des Wing Tsun überlebt haben. Die Grundlage ist das systematische Reflex- und Gefühlstraining. Nur Techniken, die hierfür wirklich notwendig sind, werden unterrichtet. Im Rahmen des Wettkampfsports gibt es viele Regeln, die für Fairplay sorgen und Verletzungen vermeiden sollen. Das ist gut und wichtig. Doch in einer gefährlichen Situation fragt der Angreifer nicht nach Fairplay. Wenn es gilt, sich gegen einen Angreifer zu verteidigen, gilt es nur eine Regel: Es gibt keine Regeln! Sich wehren zu können – darin liegt der Sinn des Wing Tsun.
- Zum Abschluss
„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ – Volksweisheit gilt hier wie auch in vielen anderen Bereichen. Nur konsequentes Training kann zum Ziel führen. Auch ist es besser, wenige effektive Techniken richtig zu beherrschen, als viele Techniken zu kennen. Den einen oder anderen Interessenten vertreiben wir vielleicht deshalb, weil wir nicht das Blaue vom Himmel versprechen – dafür gewinnen unsere Schüler.